Bildende Kunst Open-Air Stadtgeschichte Erinnerung
Sa, 3. August 2024 10:30 Uhr

Eröffnung: Dead, I Am Still Paper

Mariana Castillo Deball

Eröffnung am 3. August

St. Pölten Domplatz

Vergangene Veranstaltung

Mariana Castillo Deball: Dead I am Still Paper, 2024 (Ausschnitt) © Mariana Castillo Deball

Beschreibung

10:30 - 12:30 h

Eröffnung Mariana Castillo Deball „Dead, I Am Still Paper“

Begrüßungsrede von Tarun Kade, Kuratorischer Leiter,

Tangente St. Pölten, den Kuratorinnen Joanna Warsza und Lorena Moreno Vera und der Künstlerin Mariana Castillo Deball, gefolgt von einem Brunch mit Produkten vom Domplatz-Wochenmarkt.

Domplatz, St. Pölten

https://maps.app.goo.gl/HdhySjYZZHXyiqwx5

 

 

Zwischen 2010 und 2019 wurde der Domplatz in St. Pölten in eine archäologische Ausgrabungsstätte verwandelt, die römische und mittelalterliche Ruinen sowie rund 22.000 menschliche Überreste eines großen städtischen Friedhofs zum Vorschein brachte, der von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis 1779 genutzt wurde. Die Überreste wurden verlegt, das Gelände geschlossen, und was übrigblieb, ist eine Silhouette der ehemaligen Basilika.

 

Hier findet die ortsspezifische Auftragsarbeit von Mariana Castillo Deball statt. „Dead, I Am Still Paper“ ist eine Erkundung der Erinnerung und der Materialität dieses Platzes anhand der Geschichte der Papierherstellung. Die Installation ist inspiriert von den persönlichen Gegenständen und dem Grabschmuck, die bei den Leichen gefunden wurden. Während Metallknöpfe, Juwelen und Knochen die Bestattung überstanden, lösten sich vergänglichere Gegenstände wie Stoffe und Briefe an der Luft auf. Deballs Arbeit verweist auf diese ephemeren Materialien und verschränkt ihre Geschichten mit der Handlung von Goran Petrovics „Water Mark“. Dieser Roman erzählt einerseits von der „Demokratisierung“ des Papiers durch die Einbeziehung alter Kleider und Lumpen zu seiner Herstellung und andererseits von der Geschichte desselben Materials als Metapher für Eitelkeit und Verwandlung.

 

Im frühen 14. Jahrhundert entstanden in den europäischen Städten zahlreiche Werkstätten, die sich der Herstellung von Papier aus alten Stoffresten widmeten. Obwohl dies immer noch ein teures Verfahren war, war es weitaus zugänglicher als Pergament. Ein altes Kleidungsstück, das im Laufe der Jahre getragen und geflickt worden war, wurde zu Papier von feinster Beschaffenheit umfunktioniert. Oft wurden die Textilien von Analphabeten zu diesen kostbaren Blättern verarbeitet. Die wachsenden Mühlen und Papierwerkstätten brauchten einen ständigen Nachschub an Rohmaterial, und so entstanden die „Lumpensammler“. Das Lumpensammeln wurde in Österreich so wichtig, dass Maria Theresia im Jahr 1768 für jede Papiermühle ein genau definiertes Sammelgebiet festlegte. Die Lumpensammler gruben oft Textilien aus Gräbern aus und verkauften sie an Papierfabriken, was manchmal zur Ansteckung von Krankheiten führte.

 

„Dead, I Am Still Paper“ lädt die Betrachter:innen ein, über das empfindliche Gleichgewicht zwischen Bewahrung und Verfall und die in Alltagsgegenständen eingebetteten Erzählungen nachzudenken. Durch die Verschmelzung historischer Bezüge mit literarischer, materieller und immaterieller Kultur schafft Deball einen Raum, der die Vergangenheit ehrt und gleichzeitig zum Nachdenken über unser Verhältnis zu Geschichte und Erinnerung anregt. Sie setzt Mechanismen ein, um die Rolle von Objekten in unserer Identität und Geschichte zu verstehen, die von unserem Weg durch die Welt erzählen. Dieses Projekt vertieft unsere Verbindung zu exhumierten Überresten und enthüllt die Geschichten, die uns als lebende Menschen prägen. Es ist eine Einladung, über das fragile Gleichgewicht zwischen Bewahrung und Auslöschung nachzudenken. Und schließlich wirft es den willkommenen Schatten in diesen Teil der Stadt.

 

 

Die 1975 in Mexiko-Stadt geborene Mariana Castillo Deball lebt und arbeitet in Berlin. Ihr Schaffen wurde international ausgestellt, u. a. im MoMA in New York, bei der Documenta 13 in Kassel und der Biennale in Venedig, im Pariser Centre Georges Pompidou, im Londoner Institute of Contemporary Art sowie im MACBA in Barcelona.

 

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Auf den folgenden Fotos sind einige Details und Objekte zu sehen, die während der Ausgrabung gefunden wurden, da sich das Projekt auf die alltäglichen Objekte konzentriert, die von dem damaligen Leben erzählen.

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