Forschend in die Landschaft
Die Klimakonferenz der ZivilgesellschaftBeschreibung
„Tipping Time“ - Klimakonferenz der Zivilgesellschaft
9. bis 11. Mai 2024, im Sonnenpark St. Pölten (Spratzerner Kirchenweg 81-83)
Von Tangente St. Pölten - Festival für Gegenwartskultur in Kooperation mit Solektiv – Verein für Kunst, Kultur und Natur und Globart – Verein für diskursive Praxis.
Spürst du das? Die Erderhitzung ist kein Gefühl, aber mit vielen Gefühlen verbunden: Wut, Trauer, Freude – sie sind mächtige Wegweiser und haben ein immenses Potenzial, uns zum Handeln anzuspornen. Stattdessen reichen die Reaktionen meist von stummer Schockstarre über bewusste Verdrängung der Tatsachen bis hin zu offenem Unmut, manchmal gar Gewalt gegen Aktivist:innen.
Eine Vermutung: Seit Jahrzehnten bewegen wir uns auf die vielbeschworenen Kipp-Punkte des Klimawandels zu, haben einige davon wahrscheinlich sogar schon überschritten. Das grundlegende Unbehagen unserer Zeit mag auch darin begründet sein, dass wir exakt diese Kippbewegungen in Zeitlupe ab und an wahrnehmen, und wir fragen uns: Ist es vielleicht schon fünf nach zwölf? Die Tangente St. Pölten, Globart und Solektiv laden ein zu drei Tagen im Zeichen der Begegnung zwischen Wissenschaft, Kunst und Aktivismus!
Zwei Künstlerinnen begleiten Tipping Time und schaffen Inseln der Besinnung und Ermutigung. Die renommierte Slam Poetin Katharina Wenty gestaltet Porträts über die Protagonist:innen des Wandels, die sich durch das Programm ziehen: Markus Weidman-Krieger, Solektiv, Johanna Frühwald, Fridays for Future, Martin Kirchner, Pioneers of Change, Martin Schlatzer, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Romana Drexler, Initiative STOPP S34 & Bodenschutz St. Pölten und Delshad Bazari, Garten der Begegnung. Und die Cellistin und Singer-Songwriterin Marie Spaemann kommentiert das Bühnengeschehen mit mal zarten Klängen, mal intensiven Loops.
All das wird im Sonnenpark St. Polten stattfinden, an einem Ort, der ohne das Engagement von Solektiv (vormals Verein LAMES/Sonnenpark) und Unterstützer:innen längst verbaut wäre. Inmitten der Natur kann miteinander gedacht, geredet und gehandelt werden.
„Der Sonnenpark ist der perfekte Ort für eine Begegnung und zum Schmieden und Stärken von ungewöhnlichen Allianzen“, sagt Jakob Brossmann, künstlerischer Leiter von Globart.
Und genau hier wird von 9. bis 11. Mai eine „Naturbühne“ errichtet, ein an den Seiten offenes Zelt aufgebaut, unter dessen Dach als Kooperation zwischen der Tangente St. Pölten, Globart und Solektiv diskutiert, Hoffnung geschöpft und gefeiert werden kann. Das Ziel der dreitägigen Veranstaltung beschreibt Globart-Kuratorin Stefanie Jaksch so: „Niemand ist allein, weder mit den eigenen Ängsten und Sorgen, noch mit der Suche nach Lösungen. Es ist alles schon da - jetzt heißt es vor allem zuhören, reden, vernetzen - und nicht zuletzt auch gemeinsam Erreichtes feiern. Das ist in Zeiten tiefer Verunsicherung von unschätzbarem Wert.” Tarun Kade, kuratorischer Leiter Tangente St. Pölten, über die Klimakonferenz: „Es versammeln sich Künstler:innen, Forscher:innen, Aktivist:innen, um gemeinsam über eines der zentralen Themen unserer Zeit zu debattieren, den Klimawandel. Über die starken geologischen und auch seelischen Transformationen, die er zeitigt, und über Handlungsmöglichkeiten, Möglichkeiten sich zu verbinden und zu verbünden. Inmitten der Natur kann hier miteinander gedacht, diskutiert und natürlich auch ein bisschen gefeiert werden.“
Programm:
Donnerstag, 9.5.2024
17:00 Uhr: Eröffnung auf der Naturbühne mit einer musikalischen Moderation von Cellistin und Singer-Songwriterin Marie Spaemann und musikalischen Beiträgen von Wöd Chor Plus feat. Sigrid Horn.
Soziologe Nikolaj Schultz hält den Vortrag „Empfindsam werden. On the Many Ways of ‘Becoming Sensible’ in the Anthropocene, or: A New Existentialism“. Vortrag und Gespräch sind auf Englisch mit Dolmetschung. Nikolaj Schultz argumentiert, dass wir Erzählungen darüber brauchen, wie sich die Existenzbedingungen des Menschen im Anthropozän gewandelt haben. Der Soziologe zeigt auf, wie der Mensch selbst eine Wesensveränderung durchläuft, die zerstörerische Spuren hinterlässt, die langsam, aber sicher die Existenzgrundlagen seiner eigenen Art - und die aller anderen - zerstören.
20:00 Uhr: Konzert vom Sigrid Horn Trio
Freitag, 10.5.2024
13:00-15:00 Uhr: Workshops mit Protagonist:innen des Wandels: Johanna Frühwald, Fridays For Future, „Der Puls des Aktivismus“, Treffpunkt Weißer Saal. Markus Weidman-Krieger, Solektiv, „Park der Vielfalt. Vielfalt des Parks.“, Treffpunkt Klimaforschungslabor.
15:40 Uhr, Naturbühne: Vortrag und Gespräch von und mit Clara Porák (Mitbegründerin Netzwerk Klimajournalismus, Geschäftsführerin des inklusiven Digitalmediums redaktion andererseits): „Realistisch hoffen. Gemeinsam handlungsfähig bleiben“. Wenn wir über Klimakrise und Aktivismus sprechen, geht es oft darum, wie wir es schaffen, nicht die Hoffnung zu verlieren. Clara Porák glaubt: Das ist unmöglich. Und argumentiert, dass der Fokus auf Hoffnung in Bezug auf die Klimakrise der falsche ist. Sie schlägt vor, sich an Entschlossenheit, Gelassenheit und Zusammenhalt zu orientieren, um mit der Klimakrise umzugehen – und erklärt, wie wir dadurch handlungsfähig bleiben.
16:55 Uhr: Vortrag und Gespräch von und mit dem Aktivisten Peter Emorinken-Donatus: „Verantwortung übernehmen. Dekoloniale und rassismuskritische Antworten auf die Klimakrise.“ Die Klimakatastrophe basiert auf der jahrhundertelangen Zerstörung unserer Umwelt. Entlang der Lieferketten des globalen Kapitalismus entstehen von der Extraktion und Verarbeitung von Rohstoffen bis hin zu den Verbraucher:innen folgenschwere in vielen Regionen irreparable Schäden im Sozialen und in der Umwelt. Peter Emorinken-Donatus wurde in Nigeria geboren. Er ist als langjähriger Umweltaktivist und erklärter Gegner des Shell-Konzerns bekannt und gilt als eine der bekanntesten Stimmen aus dem Globalen Süden für Umwelt-/Klimagerechtigkeit in Deutschland.
19:15 Uhr: Vortrag von Katharina Rogenhofer (KONTEXT - Institut für Klimafragen): „Langen Atem haben. Über Verzögerung, soziale Kipppunkte und das Potenzial einiger Prozent“. Nur ein paar wenige Prozent der Bevölkerung sind es, die für eine Sache motiviert werden müssen, damit ein Umdenken im großen Stil möglich ist - das ist verbürgt. Katharina Rogenhofer schöpft daraus Hoffnung und Motivation für die Zukunft. Mit Renata Schmidtkunz (Ö1) spricht die Initiatorin des Klimavolksbegehrens über Ungeduld, Aktivismus, den Glauben an das Potenzial sozialer Kipppunkte und die potenzielle Rasanz der Veränderung.
20:30 Uhr, Hofbühne: Der St. Pöltner Christoph Richter spielt ein rares Solo Konzert.
Samstag, 11.5.2024
9:30-11:00 Uhr: Morning-Walk. Rundgang durch den Sonnenpark mit Isa Klee.
Treffpunkt: Klimaforschungslabor
10:30-12:30 Uhr: Workshops mit Protagonist:innen des Wandels: Martin Kirchner, Pioneers of Change, „What to do with the rest of your life“ im Weißen Saal. Martin Schlatzer, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, „Pflanzen essen für das Klima“ im Weißen Saal.
10:00-17:00 Uhr, Gemeinschaftsgärten Nord, Sonnenpark: Der „Tag der Initiativen“ ist ein Herzstück der Klimakonferenz: Initiativen aus der Region St. Pölten, die sich zivilgesellschaftlich mit Fokus auf den Klimawandel engagieren, kommen zusammen, um ihre Anliegen und Vorhaben den Besucher:innen vorzustellen. An Ständen im Sonnenpark wird genetzwerkt, diskutiert, ermutigt, Kraft geschöpft und gefeiert! Eine Kooperation von Globart, Solektiv, Fridays for Future, Mitmachregion St. Pölten und Pioneers of Change in den Gemeinschaftsgärten Nord des Sonnenpark.
12:30 Uhr, Gemeinschaftsgärten Nord, Sonnenpark: Kuppelgespräch über „Europa und die Demokratie in der Klimakrise“ von und mit European Public Sphere im Rahmen des „Tag der Initiativen“.
13:00-15:00 Uhr: Workshops mit Protagonist:innen des Wandels: Delshad Bazari, „Garten der Begegnung Traiskirchen. Die Kraft der Gemeinschaft“ im Klimaforschungslabor im Sonnenpark. Romana Drexler, STOPP S34 & Bodenschutz St. Pölten, „Stand Your Ground“ im Weißen Saal.
14:00-15:30 Uhr, Mobiles Stadtlabor: Vortrag und Gespräch von und mit Karin Harasser (Kulturwissenschaftlerin), Caroline Barneaud (Kuratorin) und Stefan Kaegi (Theatermacher) über „Winds of Change: Klimapolitische Turbulenzen. Über sich verändernde Winde und das Drachensteigen“. Die Winde selbst haben sich verändert, weil die thermischen Systeme des Planeten Erde sich neu formieren. Es geht um politische wie meteorologische Turbulenzen und um das Projekt „World Wide Wind“ das experimentell erprobt, wie Winde hörbar gemacht werden können und wie sich Drachenflieger:innen aus aller Welt vernetzen können. Vortrag und Gespräch finden im Rahmen von “Performing Landscapes” statt (www.performinglandscape.eu).
16:10 Uhr: Naturbühne: Amanda Pina (Künstlerin) und Leonel Lienlaf & Juan José Katira Ramirez (Performer): „The School of Mountains and Water. Asking questions towards the North - Southern perspectives on climate change and extraction.“ Die chilenisch-mexikanisch-österreichische Amanda Piña, Leonel Lienlaf und Juan José Ramirez Katira stellen die vorherrschenden Erzählungen über den Klimawandel und seine Lösungen in Frage. Indem sie Kunst und Heilung in den Mittelpunkt ihres Ansatzes stellen, betonen sie die Verbundenheit des Menschen mit der natürlichen Welt und die Bedeutung von kulturellem Wandel und spiritueller Erneuerung für die Bekämpfung der Ursachen der Klimakrise. Gespräch mit Tarun Kade, Kuratorischer Leiter Tangente St. Pölten. Auf Spanisch und Englisch mit Dolmetschung.
17:30 Uhr: Vortrag von und Gespräch mit Friederike Otto (Physikerin, Klimaforscherin), „Angst verwandeln. Zwischen Weltuntergang und Status Quo“. Angst vor der Klimakrise und Beharren auf dem Status-Quo: Beide Narrative zum Klimawandel verleiten dazu, absolut gar nichts zu tun. Können wir konstruktive, mächtige Narrative finden, die überkommene institutionalisierte strukturelle Ungleichheit abbauen, anstatt sie durch die Folgen des Klimawandels noch zu verstärken? Im Jahr 2021 wurde Friederike Otto von der Zeitschrift Nature in die Liste der zehn wichtigsten Personen aufgenommen, die im Jahr 2021 in der Wissenschaft etwas bewegt haben.
19:45 Uhr: Vortrag von und Gespräch mit Daniel Schreiber (Autor), „Mit Verlusten leben. Über Zuversicht in unruhigen Zeiten“. Nichts möchten wir lieber ausblenden als die Unbeständigkeit der Welt. Dennoch werden wir immer wieder damit konfrontiert. Wie gehen wir um mit dem Bewusstsein, dass etwas unwiederbringlich verloren ist? Daniel Schreiber nimmt eine zentrale menschliche Erfahrung in den Blick, die unsere Gegenwart maßgeblich prägt und uns wie kaum eine andere an unsere Grenzen bringt: den Verlust von Gewissheiten und lange unumstößlich wirkenden Sicherheiten.
21:00 Uhr, Hofbühne: Konzert von Violetta Parisini
21:30 Uhr: DJing & Visuals
Noushin Redjajan (Sounds)
Hofbühne
Alexander Till & Thomas Nagl (Visuals)
Pilzkeller
21:30-22:30 Uhr: Spot on Sonnenpark. Nachtrundgang mit Fokus auf versteckte Besonderheiten im Park mit Markus Weidmann-Krieger.
Treffpunkt: Klimaforschungslabor im Sonnenpark
Preise:
Tagesticket Donnerstag 15,- Euro
Freitag und Samstag jeweils 30,- Euro
Mit dem Festivalpass Tipping Time nur 50,- Euro, minus 50 % für alle unter 26
Gratis Festivalpässe für Aktivist*innen und Engagierte:
Jede und jeder soll an „Tipping Time - Klimakonferenz der Zivilgesellschaft“ teilnehmen können! Darum haben „Gemeinwohl Ökonomie“, die gemeinwohlorientierte Lux Bau und private Spender*innen entschieden, Festivalpässe für engagierte Menschen zu kaufen! Schreibt uns einfach ein kurzes E-Mail an info@globart.at - sagt uns, warum Ihr teilnehmen möchtet und wir reservieren eines der „Aktivist*innen Stipendien“! Achtung: first come, first serve - also schnell sein!
Danke, liebe Aktivist*innen, für euer Engagement und danke an die engagierten Stifterinnen: Gemeinwohl Ökonomie, Lux Bau und anonyme Privatpersonen.
Kuratiert von GLOBART – Verein für diskursive Praxis und Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur, Produktion: Solektiv
Tarun Kade, kuratorischer Leiter Tangente St. Pölten, über die Klimakonferenz:
„Gemeinsam mit dem Verein Globart, bekannt von den Tagen der Transformation im Stift Melk, und mit Solektiv, die den Sonnenpark durch 25 Jahre Grassroots-Arbeit zu einem zentralen Kulturort und auch zu einem der schönsten Orte der Stadt verwandelt haben, veranstaltet die Tangente eine dreitägige Klimakonferenz für die Zivilgesellschaft mit dem Titel „Tipping Time“. Hier versammeln sich Künstler:innen, Forscher:innen, Aktivist:innen, um gemeinsam über eines der zentralen Themen unserer Zeit zu debattieren, den Klimawandel. Über die starken geologischen und auch seelischen Transformationen, die er zeitigt, und über Handlungsmöglichkeiten, Möglichkeiten sich zu verbinden und zu verbünden. Inmitten der Natur kann hier miteinander gedacht, diskutiert und natürlich auch ein bisschen gefeiert werden.“