Hallo, Festivalzentrum! Einfach reingehen & umschauen
Nachhaltiges Labor, vegane Kantine von Gernot Kulhanek und offene Bühne: Der Löwinnenhof* als Festivalzentrum der Tangente macht auf, zeigt her, nimmt mit, heißt willkommen – und gibt viel Raum für alle Formate. Ein Besuch im Festivalzentrum„Es macht sehr viel Spaß, das Festivalzentrum wachsen und erblühen zu sehen“, erzählt Koordinatorin Lena Weiderbauer über das aktuelle Geschehen im Löwinnenhof*. „Im wahrsten Sinne des Wortes mit den Pflanzen, aber auch, was die Menschen angeht. Viele sind ja schon länger da, schon länger verwurzelt, was jetzt aber noch mehr gelebt und gefestigt wird.“
Über Lenas Bürotisch im Herzen des Festivalzentrums geht alles rund um Anfragen, Koordination, Raumverwaltung und Projekte. Das bedeutet „viel Koordinationsarbeit in Abstimmung mit dem Team und unserer kuratorischen Leitung, viele Anfragen, viele Veranstaltungen“, verrät sie. „Manchmal sind es täglich mehrere Programmpunkte, die gut koordiniert und über die Bühne gebracht werden dürfen – öffentliche und interne Events genauso wie geschlossene Workshops. Wir haben hier ein Konglomerat verschiedenster Formate, Strukturen und Öffentlichkeitsgrade.“
Lenas Einladung an alle lautet: Gerne einfach in den Hof hereinkommen, in die Ateliers und Räume schauen, Hallo sagen und das Tangente Festivalzentrum kennenlernen.
Im Sommer lässt sich bestimmt noch so manche zusätzliche Idee verwirklichen. Wer mitgestalten will oder Fragen zu den Möglichkeiten im Festivalzentrum hat, bitte gern E-Mail an festivalzentrum@tangente-st-poelten.at schreiben.
Food Artist im Herzen der Tangente
„Was wir sehr genießen“, freut sich Lena Weiderbauer, „ist, dass es Gernot gibt!“ Der vegane Food Artist Gernot Kulhanek sorgt fürs leibliche Wohl im Festivalzentrum, „aber nicht nur für unser Team und die Künstler:innen, sondern natürlich für alle Besucher:innen.“ Auf der täglich wechselnden Karte stehen immer zwei verschiedene Gerichte sowie Snacks.
Der Sozialpädagoge arbeitet eigentlich mit traumatisierten Jugendlichen. Die „Kocherei“, wie der kulinarische Autodidakt es liebevoll nennt, ist sein Ausgleich einerseits: „Das Kochen ist erdend und gleichzeitig ein unglaublich kreatives Feld zum Experimentieren und Ausprobieren.“ Andererseits gibt er seinen Klient:innen so häufig die Möglichkeit, diese seine andere Lebenswelt zu entdecken und mitzugestalten. Unter anderem kocht er sonntags im Gasthaus Auf a GLASL in Gerersdorf auf – für die älteren Menschen im Ort auch ausnahmsweise inklusive herkömmlichen Würsteln. „Ansonsten auch dort ausschließlich vegan – von Hausmannskost und Weltreisen bis hin zu Specials“, macht Gernot Gusto.
Im Festivalzentrum der Tangente sieht der Food Artist sich mit seiner Kochkunst als ergänzender Teil: „Hier verstehe ich mich als nicht unbedeutende Nebensache“, lächelt er. „Ich verkaufe nicht nur Essen und Trinken, sondern auch ein Lebensgefühl und ein Verständnis der wertschätzenden Beziehung zwischen Produzent:innen, Konsument:innen und Produkten.“
Konglomerat aus Kunst & Kultur
Was im Sommer sehr präsent sein wird, sind die Startraumverwandlungen von KulturhauptSTART: „Bis Mitte Juli lief mit Aus Staub die Startraumverwandlung #3, wo Gedichte in Gips umgesetzt wurden“, macht Lena Lust aufs Reinschauen. „Mitte August bis Mitte September transformiert ein Kollektiv den Startraum in ein Dokumentationszentrum.“ Auch spannend ist das Format Spielraum: „Jeden 2. Montag gibt es eine offene Bühne in der Werkstatt – für Improtheater, Jamsessions, Literatur und vieles mehr.“
Großes Thema im Sommer ist außerdem die Schiene „Zukunft Löwinnenhof*“: „Wie kann der Löwinnenhof* für die Community und freie Szene weiterbestehen?“, fasst Lena die Thematik zusammen, „vielleicht mit Exkursion, im September dann mit einem Symposium, und bis dahin werden sich vielleicht bereits Arbeitsgruppen gebildet haben.“
SCOBY Lab: Dauerausstellung & Erntefest
Nur ein paar Schritte von der Kantine entfernt gibt es im Festivalzentrum noch mehr zu sehen, kennenzulernen und zu entdecken – zum Beispiel das SCOBY Lab von Sandra „Sani“ Axinte, in dem jeden Monat aufs Neue eine „Symbiotic Culture of Bacteria and Yeast“ (kurz SCOBY) heranwächst.
Sani ist happy, als lokale Künstlerin das Festivalzentrum mitzugestalten und präsentiert mit dem SCOBY Lab eine Dauerausstellung mit einem ganz besonderem Star – einer symbiotischen Fermentationskultur aus Milch- und Essigsäurebakterien sowie Hefe. Daraus entstehen leckere kulinarische Kreationen genauso wie eine Alternative zu tierischem Leder, aus dem es sich etwa sehr gut Kleidung machen lässt.
Ernten, essen und anziehen
Im Rahmen ihres Studiums der Fashion und Technologie auf der Kunstuni Linz hat sich die St. Pöltnerin auf experimentelle Materialentwicklung und nachhaltige Methoden in der Mode spezialisiert – und dabei mit verschiedenstem Bio-Material wie Lebensmitteln oder deren Abfällen gearbeitet. Im SCOBY Lab im Löwinnenhof* nun wächst jeweils über den Zeitraum von etwa vier Wochen der Scoby: „Es entsteht bakterielle Zellulose“, führt Sani aus. „Ich füttere den Scoby mit Tee und Zucker und in dem Fermentierungsprozess entstehen dann sowohl Getränk als auch bakterielle Zellulose. Das Ergebnis ist vergleichbar mit tierischem Leder.“ Dabei ist alles ess- und genießbar – und dabei „sehr lecker und gesund, wie fermentiertes Schnitzel quasi.“
Geerntet wird dann bis inklusive Oktober einmal monatlich beim gemeinsamen Erntefest. Das erste Erntefest im Juni hat guten Anklang gefunden – mit schön gedeckter Tafel, Kombucha-Verkostung und Scoby Sushi. „Musikalisch begleitet wurde die Zeremonie von Valerie Sieberer und Christoph Hödl“, erzählt die ressourcenbedachte Künstlerin, „und bei der Ernte selbst gibt’s natürlich immer die Einladung, selbst aktiv mitzumachen.“ Dabei wird das Material aus dem Container genommen, ausgequetscht und gemolken und zum Trocknen ausgelegt. Jeden Monat findet ein solches Erntefest statt – einfach hinkommen und mitmachen!
Herzliche Einladung
Mehrmals wöchentlich ist Sani Axinte vor Ort, um nach dem Scoby zu sehen. „Bei Interesse einfach vorbeikommen beziehungsweise mich sehr gerne über Instagram kontaktieren“, spricht sie eine Einladung an alle aus, die auch abseits vom Erntefest vorbeischauen und der Fermentation beim Wachsen zusehen wollen. „Hier ist ein Raum der Partizipation“, betont sie, „und ich wünsche mir sehr, dass Menschen kommen, sich hier aufhalten, um zu agieren, zu arbeiten und mitzugestalten.“