Rede am Mills College

Das ist ein Ausschnitt aus einer Rede von Ursula K. Le Guins. 

Den Text kann man auf einem Kunst-Werk lesen.

 

Laotse war ein chinesischer Denker.

Er hat über den Weg vom Wasser gesagt: 

Wasser ist schwach.

Es nimmt den kleinsten Pfad und nicht eine große Straße. 

Es weicht allem aus, das härter ist.

Wasser wehrt sich nicht. 

Es fließt um Barrieren und Hindernisse herum. 

Es nimmt alles auf. 

Es lässt alles zu. 

Es wird verbraucht und geteilt. 

Es wird schmutzig gemacht. 

Trotzdem bleibt Wasser immer Wasser. 

Es folgt immer dem Weg, den es nehmen muss.

 

Das Wasser gehorcht dem Mond. 

Durch den Mond entstehen Ebbe und Flut. 

Das ist der Wechsel zwischen mehr oder weniger Wasser im Meer.

Wasser ruht in sich.

Gleichzeitig ist es immer in Bewegung. 

 

Ein See ist still und ruhig. 

Aber sein Wasser verdampft immer weiter. 

Man sieht es nur nicht. 

Das unsichtbare Wasser steigt in die Luft.

 

Das Wasser in einem Fluss kann gestaut werden. 

Dann kann es nicht weiter fließen. 

Es sammelt sich hinter einer Barriere. 

Aber Wasser kann man nicht aus-tricksen. 

Es sucht sich immer einen Weg:

Wenn man ihm Raum gibt. 

 

Auch wenn der Mensch einem Fluss viel Wasser weg-nimmt. 

Und wenn das Wasser deshalb das Meer nicht erreicht:

Dann bleibt das Wasser doch immer es selbst. 

Auf allen Umwegen und egal, wie es benutzt wird. 

 

Wasser fließt weiter.

Über der Erde.

Unter der Erde.

Es steigt in die Luft und wird Nebel oder zu Wolken.

Es kommt als Regen wieder auf die Erde und füllt Flüsse und Meere. 

 

Für das Wasser gibt es unendlich viele Wege. 

Es kann jeden Weg benutzen. 

Wasser passt sich immer an und verändert sich ständig.

Alles Leben auf der Erde ist abhängig von Wasser. 

 

Eine Fluss-Strömung ist für mich ein Beispiel für Mut zum Weiter-Machen. 

Ein Fluss zeigt mir: 

So bewegt man sich durch ein Gebiet, das man nicht mag. 

So findet man in schlechten Zeiten seinen Weg. 

So findet man Lösungen. 

Nur wenn es nicht anders möglich ist: 

Dann entscheidet man sich und bleibt streng bei dieser Lösung. 

 

Ein Fluss sucht immer den besten Weg.

Er nimmt den einfachsten Weg.

Und wenn er den nicht findet:

Dann fließt er weiter. 

Immer weiter.

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